Tocatì – das ist waschechter Dialekt der Veroneser und wird am liebsten von den Kindern dort gebraucht beim Fangen spielen. Es bedeutet so viel wie „du bist dran“. Und so befreit und vor allem unbeschwert, wie Kinder nun einmal sind, geht es auch beim gleichnamigen Fest zu, dem Tocatì Festival, das alljährlich im September stattfindet.
Dabei wird die Altstadt von Verona zu einer 200.000 Quadratmeter großen Spielfläche, der Autoverkehr ist während dieser Zeit in der Innenstadt verboten – was bedeutet, dass Einheimische und Gäste, Groß und Klein, Jung und Alt drei Tage lang völlig losgelöst und ungeachtet etwaigen Verkehrs herumtollen können. Und genau das ist es auch, was während dieser Zeit in Verona geschieht.
Viele Spiele
Schon Friedrich Schiller wusste es schließlich: „Der MeGnsch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ Es wäre müßig, einzelne Spiele zu beschreiben, die abgehalten werden, so viele und so verschiedene können gespielt werden. Für die Kinder hat Tocatì einen besonderen Reiz, müssen sie doch sonst, wenn sie draußen spielen, auf alles Mögliche Acht geben – nicht so alljährlich in Verona.
Dass die Spiele sich an alle richten, ist selbstverständlich – dass sie für alle kostenlos sind, ist heutzutage schon nicht mehr so sicher. Beim Tocatì allerdings ist genau das der Fall, die Veranstalter wollen schließlich nicht, dass die Besucher die Lust am Spiel bald wieder verlieren. 2011 besuchten im Übrigen etwa 300.000 Menschen das Spieleparadies.
Das Tocatì Festival ist ein anerkanntes Kulturerbe der Menschheit
Das Tocatì Festival hat es seit seinem Bestehen (seit 2003) zu großem Ruhm gebracht. Weil die Organisatoren Jahr für Jahr in den Annalen graben auf der Suche nach Spielen, die frühere Generationen schon gespielt haben, und dabei auch tatsächlich fündig geworden sind, ist der Tocatì inzwischen ein von der UNESCO anerkanntes Kulturerbe der Menschheit.
Gäbe es das Festival nicht, wer weiß, wie viele Spiele aus früheren Jahrzehnten und Jahrhunderten bis in die Gegenwart gepflegt worden wären – vermutlich sehr, sehr wenige, wenn man bedenkt, dass die heutige Jugend das Spielen hauptsächlich als virtuelle Betätigung versteht, Stichwort Spielkonsole.
Das Tocatì Festival im Zeichen eines Gastlands
Jedes Jahr steht das Festival im Zeichen eines Gastlands. Dann wird neben den typischen italienischen Straßenspielen auch der Spielebrauch anderer Länder in Verona gepflegt. 2011 allerdings haben die Veranstalter den Schwerpunkt des Tocatì auf Italien gelegt – kein Wunder, immerhin feierte das Land damals 150jährige Einigung. In den kommenden Jahren wird wieder die Internationalität Einzug halten, und dann werden sich wie immer Alt und Jung, Groß und Klein sowie Veroneser und Besucher jeden Tag acht Stunden lang aufs Neue austoben.
Und wem dabei zwischendrin einmal ein wenig die Energie ausgeht, der kann sich mühelos an Ständen und Buden mit lokalen oder internationalen Leckereien eindecken. Apropos Energie – die Organisatoren legen Wert darauf, dass der Tocatì so umweltfreundlich wie möglich über die Bühne geht. Darum gilt neben dem Autoverbot auch, dass der benötigte Strom nur aus erneuerbarer Energie gewonnen wird, was sehr beachtlich ist. Plastiktüten etwa sind auf dem Tocatì ebenfalls komplett verpönt.
Tocatì Festival - Termine
Mitte September